Montag, 17. April 2017

Nationalpark Schwarzwald (2): Immer noch im Nordzipfel

April 2017. Der Nordzipfel des Nationalparks Nordschwarzwald hat es uns angetan. Zumal rundherum, insbesondere nach Westen hinunter, noch sehr viele Wandertouren locken. Frohgemut wollen wir diesen Teil abschließen und beginnen dafür am Parkplatz Sand, haben allerdings die Rechnung ohne den Weg gemacht.
 Ich wüsste schon, wo es am besten riecht. Zunächst einmal wandern wir in aller Gemütlichkeit in Richtung Plättig, also dorthin, wo wir beim letzten Mal geparkt haben. Ist nicht weit! Dort erwartet uns der Einstieg in den Wildnispfad (sozusagen ein Ableger vom Luchspfad).
 Als Jagdhund finde ich die Wildnis selbstverständlich ohne jedes Schild. Meine Chefs sind ein bisschen verrückt und glauben, DAS hier wäre unser Weg. Selber schuld.
 Das ist nur das erste von zahllosen Hindernissen. Der Wildnispfad an der Schwarzwaldhochstraße entstand nach dem Orkan Lothar im Jahr 1999. Der mähte breite Schneisen in den Wald, und auf einem Teil davon durfte der Wald sich frei entwickeln. Nur ein schmaler Pfad führt hindurch.
Meine Chefin kann sich an den dicken Moosen nicht satt sehen.
 Dieser Baum ist geradezu ein Wahrzeichen des Pfades. Hier entstehen die Bretter von ganz allein.
 Das ist jetzt nicht euer Ernst, liebe Menschen? Ich gehe lieber an der Seite abwärts, das geht viel einfacher auf vier Hundepfoten.

Während wir vor uns hin fotografieren und uns gründlich umsehen, werden wir von mehreren Familien mit Kindern (und Oma!) überholt. Alle finden mich süß und sind ganz fasziniert von meiner Geländegängigkeit. Jetzt wollen ganz viele Kinder ihren eigenen Beagle, der immer treu an ihrer Seite bleibt (hust...). Warum ich im Wald nur mit Geschirr und Leine unterwegs bin, hat keiner gefragt. Immerhin gehen wir diesmal "richtig herum".
 Irgendwo in diesem Bereich finden meine Chefs, die Kletterei sei ja ganz lustig, aber jetzt könnte es mal vorbei sein mit dem Hindernisparcour.
 Kurz darauf fängt meine Chefin an, die überstiegenen Bäume zu zählen. Da haben wir aber bestimmt schon zehn bis zwanzig Baumstämme überklettert.
 Mir egal. Ich schnüffele sehr gern in den Höhlen unter den Baumstümpfen herum.
Aufräumen darf auch nicht fehlen. Hier ist so viel Chaos, da fehlt einfach ein erfahrener Forsthund! Ich mache mich sehr gern nützlich (Training für die Nackenmuskeln, ihr wisst ja.
 39 Baumstämme später (plus 6, die wir umgehen konnten) erreichen wir am Vesperplatz (hey, wieso lassen wir diesen elementaren Punkt heute aus?) mit gehöriger Verzögerung den Pfad, den wir ursprünglich laufen wollten. Wenn es schon kein Vesper gibt, räume ich eben weiter auf.
 Hin und wieder finden wir ein wenig Wasser. Es hat im März und April zuvor kaum geregnet, das merkt man. (Dafür kommt jetzt an Ostern die dreifache Menge - echt Pech, sonst wären wir gerade wieder unterwegs.)
 Hier hat ein Massaker stattgefunden. Den Schuldigen hören wir oben in den Bäumen. Hoffentlich füttert er mit der Beute wenigstens seine Jungen.
 Der Brautstein ist ein beliebtes Wanderziel mit schöner Aussicht.
 Meine Chefs sind entzückt von der Wegführung...
 ...und vom Blick in Richtung Baden-Baden.

Weniger entzückt sind sie vom Blick auf die Uhr, denn wir wollten um diese Zeit schon viel weiter sein und hoffen noch auf ein Mittagessen. Der Wildnispfad hat uns erheblich aufgehalten, und meine Chefin sagt, dass es laut Karte noch einen zweiten Pfad etwas oberhalb gegeben hätte, der sicher viel einfacher ist. Jedenfalls ist das der Grund, warum wir die Tour abkürzen und quasi per Luftlinie nach Sand zurückwandern.
 Die interessanten Abtrennungen sind noch ein Rest des Winters, der die Ski- und Schneeschuhwanderer davon abhalten sollte, ins Innere des Parks vorzustoßen. Den braucht hier das Rotwild als Rückzugsort, und dort soll es im Winter nicht aufgestört werden.
 Die Naturfreunde haben das Naturfreundehaus schon vorösterlich geschmückt. Es ist aber noch nicht geöffnet. Hier können kleine Gruppen mitten im Nationalpark wohnen.
Während meine Chefs auf der Bank rasten, habe ich bereits unser Ziel im Blick: In der Bergwaldhütte Sand, gleich oberhalb des Parkplatzes, erwartet uns ein zünftiges Mittagessen, und Hunde sind dort willkommen. Sogar zum Übernachten! Da käme glatt ein Wanderwochenende ohne Anfahrt in Betracht, wo man vom Fleck weg losmarschieren kann.

Denn mit dem Nordzipfel sind wir immer noch nicht fertig. Und meine Chefin weiß schon ganz genau, wie sie den Rest in Richtung Herrenwies erlaufen will. Hauptsache, sie nimmt mich mit!