Samstag, 6. Februar 2016

Im grünen Labyrinth von Nébias

Jahreswechsel 2015/16. Meine Chefs haben mich entführt. Wir sind ganz weit mit dem Auto gefahren. Schwupp, schon waren wir an der Schweiz vorbei.
Ich durfte am Strand toben - am Mittelmeerstrand! Da verbrennt man sich im Winter gar nicht die Pfoten. Aber das war noch nicht das Ziel. Denn meine Chefs wollten mit mir noch weiter in den Süden. Nach Carcassonne, wo Frauen fette Schweine über die Burgmauern werfen (oder so - ich habe genau gesucht, aber leider kein Schwein vor der Burg gefunden).
Eine Wintertour nach Südfrankreich ist doppelt nett. Erstens gibt es tatsächlich kein Silvesterfeuerwerk - die Franzosen feuerwerken lieber am Nationalfeiertag im Juli! Klasse. Ich will jetzt immer nach Frankreich zu Silvester!

Zweitens konnten meine Chefs nach Herzenslust alles angucken, was sie wollen, auch Museen und Kirchen, und mich problemlos im Auto lassen. Es gibt aber auch hundefreundliche Eckchen, und davon möchte ich heute eines vorstellen: Das Labyrinth vert von Nébias.
 Grünes Labyrinth? Meine Chefs wundern sich noch, aber zum Glück haben sie mich!
 Hier geht's rein!
 Mehr Grün braucht weder Hund noch Mensch.
 Meine Chefin meint, das sei ein verwunschener Elfenwald.

So sieht das Labyrinth von außen aus. Alles harmlos. Und wir sind relativ schnell durch.
 Die Franzosen sind schlau - ihre Wegweiser kann man nach rechts und links anbringen:
Einfach auf den Kopf stellen.
Die Wegweiser braucht man wirklich, denn es gibt noch diverse andere Abschnitte, die immer unübersichtlicher werden.

Am nächsten Eingang ist ein überdimensionaler Anleinring.
He, ihr werdet mich doch nicht hierlassen?
 Nein, wir gehen weiter. Und wir verlaufen uns genauso gründlich wie die Wanderergruppe, die hier auch unterwegs ist.
 Hier darf man lang (weißer Punkt am Baum). Das urige Moos darf man übrigens nicht abrupfen - alles steht unter Naturschutz.
 Hier geht es nicht lang (gelbes Kreuz).
Hier geht gar nichts (sogar für mich zu eng).

Die schönste Stelle im Labyrinth haben wir nicht fotografiert, denn da sammelten sich auf einmal alle möglichen anderen Wanderer, die wir zuvor nur hin und wieder gehört (und gerochen!) haben.

Ein paar von ihnen hatten Champagner und echte Gläser dabei und stießen auf das neue Jahr an. So viele fröhliche Neujahrswünsche haben wir selten erhalten: "Bonne année tout le monde."
 Ich schnuppere ganz wild den Spuren hinterher. Es raschelt kräftig, und schon springt ein weißer Hund heraus, der gleich wieder verschwunden ist. Meine Chefin hat ihn gerade noch erwischt.
Kurz darauf folgt sein Kollege, der sich wenigstens beschnüffeln lässt.
Auch wieder weg... Meine Chefin hört andere Leute nach den Hunden rufen und rufen und rufen. Dabei sind das gar keine Beagles gewesen. 
Hier haben die Steine sogar Namen. Und verrückte Symbole, damit man sich nicht noch mehr verläuft.

Die Tour ist mit circa zwei Stunden angegeben. Wer alle Abstecher macht oder sich verläuft, kann länger brauchen. Es gibt unterwegs nirgendwo Wasser, und auf den Schildern wird gewarnt, dass man unbedingt genug zu trinken und Sonnenschutz mitnehmen soll.

Romantikern und Mittelalterfans können wir bestätigen: Ja, es sieht wirklich so aus. Im Winter, so ganz abseits der Touristenströme, ist Carcassonne ein prima Reiseziel für Menschen mit Hund.