Samstag, 10. September 2016

Die Großvatertanne bei Freudenstadt

August 2016. Man muss nicht immer große Touren machen. Der Nordschwarzwald ist auch auf kleineren Wegen sehr abwechslungsreich. Ein Wandertipp von Werner Nestler aus der Tageszeitung "Badische Neueste Nachrichten" führte uns diesen Sommer zur Großvatertanne bei Freudenstadt.

Ausgangs- und Zielpunkt war der Freudenstädter Markplatz, der größte umbaute Marktplatz in Deutschland, der im Sommer eine sehr entspannte Atmosphäre vermittelt. Ab der "Venus" bei der Markthalle führt uns das vertraute Zeichen des Mittelwegs (rote Raute mit weißem Senkrechtbalken) südwärts aus der Stadt heraus.
 Meine Chefin wollte, dass ich fröhlich durch die völlig unberechenbare Springbrunnen springe. Ja, bin ich denn ein Labrador? Außerdem sind wir zum Wandern hier, nicht zum Unfug machen.
 In den Randbezirken finden wir urige Schwarzwaldhäusle.
 Und schwupp, sind wir im Wald. Der Hinweg über den Wölperwiesenweg ist nicht gerade kinderwagentauglich. Trotz des Lärms der zunächst parallel verlaufenden B28 hat man schnell das Gefühl, "richtig" im Wald zu laufen.
 Und einen netten Tümpel zum Trinken habe ich auch gefunden. Wer braucht schon Wasserspiele?
 Am Waldparkplatz Lauferbrunnen gibt es einen Trinkwasserbrunnen. Danach kommt lange kein Wasser mehr.
 Meine Chefin geriet an diesem Parkplatz völlig aus dem Häuschen angesichts dieses hübschen Schmetterlings. Zu Hause hat sie den bestimmt und sicherheitshalber eine NABU-Expertin befragt. Es müsste ein Kaisermantelweibchen gewesen sein.
Etwas später gehen wir auf Abstand, denn das sind fiese Riesenbärenklaus, die sehr schmerzhafte Verbrennungen hervorrufen können (auch bei Hunden). Ganz offensichtlich waren hier schon Rodungstrupps am Werkeln, aber die Dinger scheinen zäh zu sein. Meine Chefs sind jetzt froh, dass ich im Wald sowieso immer an der Leine bin. Und hier steigt niemand den Schmetterlingen nach.
 Auf der anderen Seite der Straße ändert sich die Vegetation abrupt. Wir sind in einem klassischen Wirtschaftswald und stellen verdutzt fest, dass hier mal ein Bauernhof mit Weiden war. Zwischen den hohen Tannen stehen einzelne rund 300 Jahre alte Großvatertannen wie diese hier.
 Ich musste mich drunter setzen - aus meiner Sicht sieht so ein Baum SO aus:
 Der Rückweg führt stur nach Norden auf dem Ostweg (schwarz-rote Raute) - in Freudenstadt treffen sich zwei große Schwarzwaldwege; der Westweg biegt schon vorher Richtung Hornisgrinde ab. Am Sonntag waren hier viele Radfahrer unterwegs (schon wieder Hunde an die Leine...) und auch viele Wanderer. Also eher ein Weg für unter der Woche.
 Am Friedrichsturm (799 Meter hoch - die Lage, nicht der Turm) erwartet uns eine große Wiese, Spielplätze, ein nettes Café mit Mittagstisch und ein Rosengarten.
 Die elegante Duftrose "Diana" hat uns fasziniert. Der Rosenweg bergab in die Stadt zurück war eher ein Jammer, denn die Rosenstöcke unterwegs hätten dringend Schnitt und Pflege benötigt. In einem etwas verwilderten, aber schattenreichen Tag (tat gut im August!) gab es Wasser am Froschbrunnen.
 Weil wir nicht mehr dem Weg folgen sondern meiner Nase, spazieren wir durch den Kurpark zurück. Und meine Chefin jauchzt, denn wir entdecken im Kurhaus die "Teddy-Oldiethek". Na ja, meine Chefin entdeckt, denn ich darf mal wieder gar nichts (nicht strengstens verboten, aber meine Chefin fand, dass Teddys und Hunde nicht zusammenpassen).
Die Teddybärensammlerin, die das kleine Museum betreibt, kennt jeden Bären beim Namen und genießt das Gespräch mit ihren Besuchern. Draußen kann man auch sehr nett bei den Bärchen im Strandkorb verweilen und plaudern.
 Ein kleines bisschen Eintritt führt zu Teddys in jeder Größe und Farbe; jeder hat seine Geschichte, und es ist mächtig was los! Da würden die Kollegen aus Solothurn auch gut reinpassen.
 Der Schreibbär hat es uns besonders angetan. Das war auf jeden Fall ein zauberhafter Abschluss für diesen abwechslungsreichen Morgenspaziergang.
 Wenige Meter weiter sind wir schon wieder am Marktplatz mit Bächle und Brunnen.
 Der kleine Drache genießt sein Wasserbad.
 Man kann Freudenstadt von Karlsruhe aus bequem mit der S-Bahn erreichen und landet dort direkt im Zentrum. Oder man nimmt das Auto und parkt unter dem Marktplatz in der Tiefgarage. Das Praktische daran: Dort unten ist es kühl (auch an einem heißen Sommertag), und ein Hund (also ich!) kann gemütlich warten, während meine Menschen auf dem alljährlichen Töpfermarkt - immer am ersten Augustwochenende und der zweite Grund, warum wir unterwegs waren - ungefähr 100.000 Töpferwaren bestaunen und sich an dem vielfältigen Angebot erfreuen.



Sonntag, 4. September 2016

Generalüberholung für den Beagle

Sommer 2016. Diesen Sommer gab es weniger Wandergeschichten. Meine Chefin folgte einer verqueren Logik: Sie war überarbeitet, nahm sich etwas länger frei, und prompt bekam ich nicht nur die üblichen Impfungen, sondern gleich eine Generalüberholung. Wenn schon Narkose, dann richtig!
Man hätte ja mal vorher fragen können, was ich dazu sage. Eine miese Wucherung am Augenlid (harmlos, aber blöde Stelle), die ollen Warzen am Bein, die ich mir immer aufgeknabbert habe, und Zahnstein. Wo sie schon dabei war, hat die Tierärztin auch gleich zwei Wackelzähne gezogen.

Ich tat mir danach erst einmal gewaltig leid (und allen anderen auch). Wasser trinken war echt kompliziert. Fressen auch. Treppe runtergehen ging gar nicht; die Chefs mussten mich immer tragen (voll gerecht!). 
 Immerhin bekam ich Schmerzmittel. Und Antibiotika in Leberwurst. Und VIEL Knuddel und großes Bedauern. Außer von den anderen Hunden. Die haben sich bei meinem Anblick vermutlich an eigene unschöne Erlebnisse erinnert und mich sicherheitshalber nicht als Hund eingestuft. Ich wurde ganz schön gemobbt von meinen "Freunden".
Den Kragen musste ich fast zwei Wochen rund um die Uhr tragen, ohne Gnade. Bei dem ganzen Schlamassel habe ich mir auf der Wiese prompt die Pfote verstaucht. Da war ich ein total lädierter Beagle mit Narben, Kragen UND dreibeinig und wurde auch noch geröntgt. Schonen, Kühlen und Leinenzwang, sagte die Tierärztin.
Das heißt, ich musste selbst nach dem Fädenziehen brav in der Wiese sitzen, während meine Chefin Schmetterlinge fotografierte. Inzwischen kann ich aber wieder toben und hüpfe danach nicht mehr auf drei Beinen aus dem Gras.
Alles ist gut verheilt, und wir waren auch schon wieder auf kleineren Wandertouren. Davon erzählen wir demnächst.



Donnerstag, 26. Mai 2016

Vom Ortenauer Weinpfad zurück ins Wolftal

Mai 2016. Was so ein Hundeblick doch alles vermag! Ich musste gar nicht mitdiskutieren. Nach einem lauschigen Abend in Gengenbach beschlossen wir einstimmig, am zweiten Tag lieber Touristen zu spielen als zünftig weiter zu wandern. Find ich gut, dass mal jemand auf mich hört.
Meine Chefin weiß gar nicht, was sie zuerst knipsen soll. Zum Glück gibt es genug Wasser für Hunde - rechts und links die typischen Bächle der südlichen Schwarzwaldstädtchen. (Damit definieren wir, dass im Kinzigtal der Südschwarzwald beginnt.)
Einer der vielen Türme, die einst die Stadtmauer säumten.
 Wenn die Schwarzwälder nicht solche Massen an Holz verbauen müssten, weil der Wald so schnell nachwächst, hätten sie wie in Aarau auch die Dachtraufen bemalen können. Aber offenbar setzt man hier die Balken lieber dicht an dicht. Meine Privatinterpretation...
 Rund um den Marktplatz liegen Cafés, die selbst am Sonntag schon früh öffnen. Dahinter wartet das ehemalige Benediktinerkloster, einst Reichsabtei und der Sage nach im Jahr 740 vom Heiligen Pirmin gegründet. Das alte Kloster wurde wie die ganze Stadt 1689 im Krieg niedergebrannt. Deshalb steht hier heute eine Barockanlage.
Meine Chefin interessiert sich viel mehr für den Kräutergarten rechts hinter der Hecke. Er wurde ursprünglich von den Mönchen nach den Anweisungen von Walahfried Strabo von der Insel Reichenau angelegt und hat bis 1770 Stadt und Land mit Medizinkräutern versorgt.
 Der Garten ist sehr gepflegt, eine echte Augenweide. Hunde dürfen nicht hinein, aber direkt davor ist eine schattige Wiese mit Bäumen, wo wir schön entspannt warten können.
 Das Warten dauert ziemlich lange, denn meine Chefin fotografiert im Frühjahrsrausch so ziemlich jede Blume einzeln.

Danach gibt es eine Überraschung. Wir fahren noch ein Stück die Kinzig hoch, biegen bei Wolfach ab und landen im Wolftal. Das heißt nicht wegen den Wölfen so (die es hier auch wieder gibt), sondern wegen der Wolf, aus der ich gleich trinken kann. 
 Meine Chefs wollen mal nachgucken, was aus dem Projekt des Bären- und Wolfsparks geworden ist, den wir uns 2012 erstmals angesehen haben. Dabei wird uns bewusst: Es ist Muttertag in Deutschland. Und der erste schöne Tag im Mai. Alles ist unterwegs, was Beine hat. Der Parkplatz ist viel zu klein und bereits proppevoll, aber wir kennen uns ja aus und finden einen anderen.
 Ein zu kleiner Parkplatz hat auch Vorteile, denn dadurch können immer nur eine gewisse Menge Leute in den Park. Dort gibt es mittlerweile mehrere richtig tolle Spielplätze (nur für Kinder, nicht für Hunde) einschließlich eines Bärenerlebnispfads (oben), auf dem Kinder prima ins Wasser fallen können.
 Die Wölfe waren ziemlich unruhig und schwer zu erwischen. Ein Besucher sagte, die bräuchte man hier gar nicht hinter Gittern zu sehen. Ihm sei kürzlich bei Harmersbach ein ganzes Rudel von sechs Stück vor dem Auto über die Straße gelaufen. (Wir gucken später auf die Karte; Harmersbach ist nur ein Tal weiter westlich von hier). Ob das stimmt, wissen wir natürlich nicht, aber einzelne Wölfe wurden in letzter Zeit immer wieder rund um den Schwarzwald gesichtet.

Meist wandern sie aus dem Schweizer Jura ein und werden dann auf den deutschen Autobahnen totgefahren. Was logisch erklären würde, warum wir weder im Jura noch im Schwarzwald nie auch nur einen wilden Wolf gesehen haben - wenn sie dort weg sind und bei uns von Autos erlegt werden, sind sie hinter Gittern im Wolftal vielleicht doch sicherer.
 Apropos sicher - da guckt man angestrengt, wo die Bären sind und ahnt nichts Böses, und meine Chefin lacht sich tot, weil ich mal wieder nicht merke, dass ich gejagt werde.
 Die Bären graben sich ihre Höhlen eigentlich selbst. Aber die Menschen müssen ja mal wieder ihr Holz irgendwo unterbringen. Und man will natürlich Regenschutz und Schattenspender so gestalten, dass die Besucher die Tiere auch mal sehen.
 So ein Altersheim für geschundene Tanzbären und "Problembären" ist jedenfalls bärenfreundlicher als jeder normale Zoo.
 Wir hatten das Fleisch da oben viel früher gesehen. Aber der Bär hat sich Zeit gelassen. Angeblich schnappen die Wölfe den Bären manchmal das Futter weg, aber die waren gerade im oberen Teil des Geheges unterwegs.

Nun sind wir doch noch ein kleines bisschen gewandert und haben viel gesehen. Klarer Tipp: Für den Bärenpark muss man früh aufstehen oder nicht gerade einen Tag wählen, wo alle Welt unterwegs ist.


Samstag, 14. Mai 2016

Ortenauer Weinpfad (5/2) und (6/1): Von Burg zu Burg ins Kinzigtal

Mai 2016. Da war doch noch was, dachten meine Schönwetterwandererchefs. Ja, genau, vom Ortenauer Weinpfad waren noch Etappen übrig. Nachdem wir letzten Herbst bis Schloss Staufenberg spaziert sind, geht es bei herrlichem Sonnenschein ab Durbach wieder los.
 Meine Chefin lässt sich lieber von den Fotomotiven leiten anstatt von der Karte.
 Deshalb traben wir geradeaus, anstatt gleich hinter dem Ortsrand rechts abzubiegen (wo man bequem im Tal bleiben könnte). Zum Glück gibt es genügend Wege durch die Weinberge, die uns wieder zurückführen, und wir genießen die Aussicht. Im Norden thront Schloss Staufenberg über dem Ort.
 Seht ihr was? Ich bin ohne Leine unterwegs. Kein Fahrzeug weit und breit, nix zu jagen, alles bestens! Das mitgebrachte Wasser tut gut.
 Die Reben sind noch ganz jung und frisch.
 Kurz hinter Durbach folgen immer wieder kleine Abschnitte durch den Wald mit Bächen. Und gelegentlich auch hübsche Brunnen.
An der Wolfsgrube kurz vor Zell-Weierbach warten keine Wölfe, sondern ein paar Ziegen und ein familiäres Lokal des Schützenvereins, das perfekt auf Wanderer und Familien eingestellt ist. Da kann man prima Kräfte tanken.

Die fünfte Etappe geht ab dem Wetterfähnle nach Zell-Weierbach hinunter. Wir gehen gleich in Etappe 6 über und umrunden weiterhin in langen Schleifen die Hänge.
 Bald nähern wir uns dem Weingut Schloss Ortenberg und der Ortenberger Panoramaweg versorgt uns mit ausführlichen Informationen über die Böden, die Reben (mit wirklich interessantem Rebenlehrpfad) und über die Geschichte zu finden: Hier wird an russische und französische Kriegsgefangene aus dem 1. Weltkrieg erinnert, die an diesen Mauern gearbeitet haben.
 Da drüben wartet das Schloss. Da drin ist jedoch nicht das Weingut und auch kein Wirtshaus untergebracht, sondern eine äußerst beliebte Jugendherberge. Meine Chefin hat ein Faible für Jugendherbergen - tolle Lage und oft in historischen Gemäuern -, nur leider sind Hunde in den meisten nicht erlaubt.

Zwei Radfahrerinnen rauben uns die Illusion, wir wären gleich dort. Denn zwischen uns und der Burg liegt noch ein recht langer Taleinschnitt. Hinter der Burg beginnt das breite Kinzigtal, das den Nordschwarzwald vom Südschwarzwald trennt. 
 Wir sind schon ein bisschen müde, steigen aber doch in die Burg hoch. Das ist tagsüber erlaubt, und oben wartet ein hübscher Garten mit schattigen Bäumen, in dem man entspannen kann und eine herrliche Aussicht über das Tal genießt. Wir beobachten eher die Vögel, die im Brunnen baden.
 Für diesen Durchgang musste ich meinen ganzen Mut zusammennehmen. Die Ketten waren mir sehr unheimlich.
 Es ist warm geworden, und wir freuen uns über jeden schattigen Abschnitt. In den Tälern sprudeln dann hundegerechte Bäche, und an den Ortschaften warten blühende Obstbäume.
 Dieser Holzstoß ist nur einer von vielen. Das Kaminholz, das hier um die Häuser lagert, nimmt überhaupt kein Ende und reicht bestimmt für drei Winter.
 In Ohlsbach wartet unser Zimmer. Meine Chefin träumt davon, anderntags die sieben Kilometer bis Gengenbach weiterzulaufen und dann die allerletzte Etappe des Weinpfads anzuhängen.

Ich denke mal, das diskutieren wir lieber morgen aus...