Sonntag, 5. Juli 2015

Von der Engalm zur Binsalm: Kleiner Rundweg

Juni 2015. Kleiner Fußweg, nur 35 Minuten vom Hotel, schon ist man auf der Binsalm. Das klingt echt locker (bis auf die bescheidenen 300 Höhenmeter, die man in diesen 30 Minuten bewältigen soll).
Der Weg beginnt trügerisch idyllisch am Bach entlang, verläuft dann aber kräftig ansteigend ind Serpentinen als steiniger Waldpfad. Meine Chefs sind mal wieder ganz schön am Schnaufen.
Das letzte Stück geht über einen geschotterten, morgens schattenlosen Fahrweg. Je früher man unten aufgebrochen ist, desto besser! An der Nordhangseite liegt auch hier noch Schnee.
Wer richtig hoch hinaus will, sollte tatsächlich im Frühtau zu Berge ziehen, damit der schweißtreibende Anstieg in angenehmer Kühle bewältigt werden kann. Auf der Binsalm kann man gemütlich rasten, sich stärken - und übernachten, in gemütlichen Zimmern oder im Lager. Das nutzen viele Wanderer und Bergsteiger, um von dort aus den Naturpark Karwendel zu erobern.
Welche Almen und Hütten geöffnet sind und welche nicht, erfährt man im Tal. Zwischen Mitte Oktober und Mitte Mai, manchmal auch erst Anfang Juni, sind manche Betriebe gar nicht bewirtschaftet. Nach einer gemütlichen Pause steigen wir weiter in die Höhe.
Meine Chefin weiß nicht, was sie zuerst knipsen soll - die strahlend weißen, zarten Anemonen oder den Blick hinunter zum Großen Ahornboden, der beweist, welch ordentliches Stück wir gekraxelt sind.
Da wir den Panoramaweg gewählt haben, warten oben netterweise mehrere Bänke mitten zwischen den Enzianen und Primeln. Das gibt die nächste zünftige Rast mit vielen Fotos.
Ich sehe mich sofort näher um - vielleicht hat ja jemand eine Wurst oder ein Stück Bergkäse fallen lassen? Das da hinten, weit hinter der Tanne, ist übrigens Schnee. Die tiefsten Felder liegen bereits unter uns.
Auf rund 1600 Meter Höhe ist die Luft angenehm frisch. Die Felsen jenseits der Waldgrenze und der Almen finden wir als Panorama phantastisch. Aber wie man sieht, sind sie Wolkenfänger. 
Hinter dem ersten grünen Berg mit dem Pass liegen das Laliderertal und die Falkenhütte, die wir am Vortag nicht erreicht haben. Von gegenüber wirkt diese Tour recht locker.
Auch ein kleiner Beagle will hin und wieder ganz oben stehen.
Ab diesem Punkt gehen wir den Weg "falsch rum" (was ich mir bei diesem Hindernis gleich gedacht habe!), denn wir wählen den Abstieg über die Almwiesen. Die Wanderer, die uns entgegenächzen, gucken ganz verwundert, weil wir keine Wanderstöcke haben.
Bald kennen meine Chefs den Grund, denn der Pfad ist sehr geröllig, zeitweise steil und stellenweise gewaltig ausgewaschen. Abwärts ist das gar nicht so einfach (aufwärts nur steil). Zum Glück haben sie ihren treuen Fährtenhund! Ich finde sofort die Fährte und jede Abkürzung und stürme glücklich vorneweg.

Irgendwann kommen sie auf die Idee, dass es einfacher ist, wenn immer einer am hinteren Ende der Leine wartet, der andere vorweggeht, bis er das vordere Ende der Schleppleine (mit mir) erreicht, und dann mit mir weitergeht, bis das Spiel von vorne losgehen kann.
Das Knabenkraut vor den Wasserfällen, die aus den Steilwänden rauschen, wollten wir euch nicht vorenthalten. Bald kommen wieder Bäche, aus denen ein Hund trinken kann, und kurz darauf winken an der Engalm Speis und Trank für die Menschen. Geschafft!