Dienstag, 14. April 2015

Wie man einen Beagle auf Arzneimittel dressiert

April 2015. Unsere Frühjahrsreise führte ja überraschenderweise in den eisigen Norden statt in die liebliche Toskana (die nun immer noch lockt). Das war aus meiner Sicht eine doofe Idee. Erst war meine Chefin weg, dann hockte ich dauernd im Auto oder in irgendwelchen Gaststätten, und es wurde immer kälter und stürmischer.

Irgendwann hörte ich beleidigt auf zu fressen und verlegte mich auf Trinken. Meine Chefs guckten etwas kariert. Ich nagte nur noch lustlos an meinem Futter herum und verschmähte alles. Sie kauften prompt ein anderes Futter (interessant, muss ich mir merken!), aber - bäh. Nach dem dritten Tag Futterverweigerung waren wir zu Hause, und auch da wollte ich nur gaaanz viel trinken und ansonsten zusammengerollt an der warmen Heizung liegen.

Wenn ich so die Ohren anklappe, bin ich mit der Situation grundlegend unzufrieden, und meine Chefs sollten etwas daran ändern.
Also schleppte mich meine Chefin zum Tierarzt und sagte: "Ich habe hier einen Beagle, der nicht frisst." Sie dachte, ich hätte vielleicht Zahnschmerzen (damit kennt sie sich ziemlich gut aus). Beim Tierarzt trafen wir einen anderen Beagle, dessen Chefs meine Figur bestaunten, weil sie gerade einen Rüffel wegen Übergewicht bekommen hatten.

Der Tierarzt entdeckte eine gemeine Blasenentzündung und verordnete ziemlich lange und regelmäßig Antibiotika in Tablettenform. Da ich Meister im Herauswürgen der Wurmkurtabletten bin, besorgte meine Chefin EXTRA FÜR MICH eine Portion Lyoner und wickelte jeden Tag jede Tablette in ein Stückchen Wurst und ließ mich hinterher die restlichen Fetzen Wurst futtern.
Inzwischen stehe ich augenblicklich bereit, sobald eine Blisterpackung knistert.
Ist das meins? Habt ihr auch die Wurst nicht vergessen?

Das Einrollen ist nicht unbedingt nötig; ich fress die Wurst auch uneingerollt.
Die Tablette kannst du dann gern behalten.
Ja, ja, immer her damit! Und auch gleich den ganzen Rest der Scheibe.
Meine Chefin scheint futterneidisch zu sein - jetzt nimmt sie auch Antibiotika (das war die Sache mit den Zahnschmerzen) und gleich viel größere als meine. Sobald sie an der Packung herumkruschtelt, bin ich zur Stelle! Sie futtert das Zeug sogar ohne Wurst - perfekt, dann bleibt die ganze Lyoner für mich!
Es ist nicht so, wie ihr denkt! Ich bin nicht wirklich scharf auf die Tabletten (und das hier ist nur die leere Umverpackung, aber das wusste ich nicht nicht). Doch wenn es knistert, kommt meine Wurst - da mir läuft das Wasser im Mund zusammen. und ich lecke mein Mäulchen! Ehrlich gesagt geht es mir schon wieder richtig gut, so dass das Schlaraffenleben vermutlich bald ein Ende hat.

Was wir im Harz bei unserer verhexten Frühjahrstour noch so alles erlebt haben, erfahrt ihr nächstes Mal. Da war nämlich noch eine richtig schöne lange Wanderung...

Freitag, 3. April 2015

Harz statt Toskana - die verhexte Frühjahrstour (Teil 1)

März 2015. Wandern in der Toskana hatten meine Chefs mir versprochen. Wir waren schon durch den Schweizer Dauerregen durch und haben feudal im Bereich der oberitalienischen Seen genächtigt. Das Hotel war schwer zu finden, aber umso schöner:
Nun gut, meine Chefs waren glücklich, aber mir war die ganze Geschichte eine Spur zu vornehm.
Wahrscheinlich habe ich schon geahnt, was danach kam. Statt gemütlich wie geplant in die Toskana zu reisen, wird meine Chefin hektisch, telefoniert in der Weltgeschichte herum, und auf einmal fahren wir andersrum (ihrer Meinung nach "richtig rum").

Dann ist sie weg, und wir treffen uns erst Tage später am Harz wieder. Da kann man auch Urlaub machen. Okay. Mich fragt ja keiner so wirklich. Stört mich aber auch nicht. Zuerst haben wir gleich mal bei Thale die Teufelsmauer besucht.
Da ragen fette, zerklüftete Steine wie Saurierzähne aus dem Boden - ganz schön eindrucksvoll! Wir laufen sehr früh vom Parkplatz bei Weddersleben los, direkt an der Bode (kleiner Fluss mit Bade- und Trinkplatz). Nach kurzem Spaziergang beginnt ein Treppenaufstieg zur "Mauer".
Mich interessiert eher, ob jemand hier etwas Essbares verloren hat. Mein Chef hat bereits herausgefunden, dass es im Harz sehr leckere Würste gibt.
Wohingegen meine Chefin am liebsten jeden Stein einzeln ablichten würde.
Wieso hier so motivationslos so viele Steine rumliegen? Nun, da gibt es zum Beispiel die Sage, der zufolge der Teufel seine Hexen im Harz beschützen wollte. Die Sache mit dem Naturschutz war ja früher noch nicht so verbreitet. Also dachte er, er zieht einfach in finsterer Nacht eine Mauer um den ganzen Harz.

Nur hat er wohl die Sache mit der Sommer- und Winterzeit durcheinandergebracht (die hat uns dieses Wochenende auch irritiert). Jedenfalls marschierte eine Bäuerin in aller Frühe mit einem  Hahn im Korb zum Markt. Als sie den Teufel sah, erschrak sie so, dass der Korb herunterfiel, der Hahn krähte empört, und der Teufel zertrümmerte vor lauter Wut seine eigene Mauer. Geduld war offenbar nicht seine Stärke. Aber nachdem mich neulich der Hahn in die Nase gepickt habe, sind mir die Viecher auch suspekt.
Geologen haben andere Erklärungen.
Auf alle Fälle ist das Ding ziemlich lang. Man kann den kompletten Teufelsmauer-Stieg entlang marschieren, der sich über etliche Kilometer durch Felder und Wälder zieht und schöne Ausblicke auf die kleinen Städte des Harzvorlands und den Harz selbst ermöglicht. Wir hatten an diesem Tag aber noch eine andere Tour vor und haben es deshalb bei einem kurzen Rundgang belassen.
Irgendwie war der Teufel mit seinen Naturschutzambitionen seiner Zeit weit voraus. Heute ist hier alles geschützt, denn die Teufelsmauer steht auf Sandboden mit interessanter Vegetation und offenbar auch vielen Wildbienen. Also leider kein lustiger Kletterplatz für Kinder.
 Der Sand gefällt mir gut! Ob wir wohl dieses Jahr noch in die Toskana kommen?
Übrigens lohnt es sich wirklich, früh hier zu sein. Als wir zum Parkplatz zurückkommen (an einem Samstagmorgen Ende März), wird gerade der Imbisswagen aufgebaut, und es kommt bereits der erste Bus voller Gäste. Es ist also schnell vorbei mit der magischen Stimmung und dem ungestörten Herumschlendern.