Morgens geht es mit dem Zug nach Biel und dann kräftesparend mit dem Bähnle nach Magglingen hinauf. Das erste Bähnli ist so voller Radfahrer und Wanderer, dass wir nicht mehr hineinpassen. Mit dem nächsten aber, sind wir im Nu im Wald und wandern dort ohne größere Steigungen fröhlich vor uns hin, mal auf solchen Waldwegen, mal über die Wiesen.
Kurz hinter Twannberg lädt ein großer Grillplatz zur Pause ein.
Gut, dass wir wirklich pausiert haben, dann anschließend landen wir offenbar auf einen alten Römerstraße, die kräftig bergab führt. Hier wird das Laufen verflixt anstrengend. Für die Mountainbiker, denen wir begegnen, ist das offenbar die gewünschte Herausforderung - sie hätten ja auch die Straße nehmen können.Am Ende des Holperwegs stoßen wir auf ein großes Gasthaus. Drinnen scharen sich die Besucher um die Vitrine, in der dieses putzige Kerlchen gelandet ist. Der kleine Siebenschläfer hat in der Nachbarschaft beim Entrümpeln seinen Schlafplatz eingebüßt und hier ein Zwischenquartier erhalten. Inzwischen hält er sicher längst wieder in einem neuen Eckchen Winterschlaf.
Das Einkehren in Reto's Glasatelier lohnt sich nicht nur wegen der leckeren Speisen, sondern insbesondere wegen des wunderschönen Geschirrs, in dem diese auf den Tisch kommen. Das war ein wahrer Genuss!
Es lohnt sich also, den Abstecher ans obere Ende der Twannbachschlucht auch mal mit dem Auto zu machen, um sich hier mit wunderschönen Unikaten aus der Glasbläserei einzudecken. Denn im Rucksack konnten wir solche Kleinode kaum mitnehmen.
Frisch gestärkt befolgen wir Aykas Tipp und stapfen nicht quer über die Ebene in Richtung Chasseral, sondern steigen die wildromantische Twannbachschlucht hinunter. Gut, dass wir nach der Taubenlochschlucht einen Tag Pause eingelegt haben!
Ups, sind wir in Karlsruhe gelandet? Baustellen und Umleitungsschilder? Ach, nein, nur Holzfällarbeiten. Macht nichts, wir wollten sowieso den unteren Weg nehmen.
Mitten in der Woche ist nicht allzu viel los. Wir genießen den Anblick der bemoosten Bäume und Felsen, durch die das Wasser der Douanne (oder des Twannbachs) sprudelt. Der Bach bildet mal wieder eine Sprachgrenze, aber die meisten Menschen hier sind zweisprachig (deutsch und französisch).
Kurz nach dem Ausgang aus der Schlucht gelangt man in die Weinberge und kann einen Blick auf den Weinort Twann werfen. Eigentlich könnten wir jetzt auch "nach Hause" gehen. Aber meine Chefs haben noch mehr vor. Wo ist eigentlich der angesagte Regen geblieben?
Wir wandern in Richtung Ligerz und St. Petersinsel (im Hintergrund) weiter, kommen kräftig ins Schwitzen und entdecken jede Menge sonnenhungriger Eidechsen an den Mauern. Meine Chefin findet, die Landschaft erinnere irgendwie an Italien. Warm genug ist es dazu allemal, aber geographisch liegt sie da doch ziemlich falsch. SO weit brauchen wir aus Deutschland für so viel Idylle eben doch nicht zu fahren.
An der Wallfahrtskirche in Ligerz lockt die nächste Schattenpause. Erneut fühlen wir uns in den Süden versetzt. Es ist ein wunderbar friedlicher Ort, und unversehens entdecken wir, dass wir auch mal wieder auf einem der vielen Jakobswege gelandet sind.
Ich bin kein Pilgerhund, nur ein treuer Wegbegleiter und aktuell schon recht müde. Meine Chefs wollen jedoch weiter, also trabe ich wieder mit.
Diesen Aufstieg musste ich glücklicherweise nicht probieren. Er macht wohl eine Katze glücklich.
Von hier aus ist es gar nicht mehr weit zum Anleger, wo wir das Schiff zur St. Petersinsel nehmen. Schiff fahren? Das ist mir erst einmal unheimlich. Doch die Boote der Bieler See Schifffahrt gehören hier zum regulären Nahverkehr (und sind deutlich größer als das Segelboot auf diesem Bild).
Auf der St. Petersinsel vertrete ich mir erst einmal die Füße und gehe etwas trinken. Hinten sieht man noch unser Schiff, das gleich weiter fährt. Baden ist hier nicht so ratsam, weil es offenbar "Entenflöhe" gibt, die das Fell gemein zum Jucken bringen. Aushänge warnen deshalb vor dem See. Meine Chefs lesen die Aushänge erst später, aber vielleicht reicht meine Antiflohbehandlung ohnehin gegen die Biester.
Die Petersinsel ist ein überaus beliebtes autofreies Ausflugsziel mit Hotel, Restaurant und großer Vergangenheit.
Meine Chefin dachte, man könnte auf dem Weg den Ausblick auf den See genießen, aber das war ein Trugschluss. Es geht äußerst langweilig durch den Wald, dann über eine lange Allee immer stur gerade aus.
Am sogenannten Heidenweg bekommt man einen Eindruck vom ursprünglichen Bewuchs in der Steinzeit. Der Aussichtsturm ist verflixt baufällig. Ich muss da wirklich nicht hoch!
Der letzte Teil des Weges zieht sich schier endlos zwischen hohem Schilfgras hindurch. Immerhin kann ein Hund da gelegentlich mal etwas trinken.
Aber wir sind doch sehr froh, als der Hafen von Erlach auftaucht. Damit sind wir im Kanton Bern angelangt. Meine Chefin hat unterwegs gedrängelt, weil sie unbedingt das nächste Schiff erreichen wollte, und irgendwie haben wir alle keine Lust mehr. Wo sind unsere schönen Berge?
Dort im Hintergrund seht ihr sie. Und das Schiff, das uns nach Twann zurückbringt. Unseren "Jura-Tiefenweg" auf dem Damm nach Erlach können wir zum Nachahmen nur bei größtem Muskelkater empfehlen. Zu Fuß würden wir jedem raten, ab Ligerz weiter am Hang entlang nach Neuveville zu wandern, wo man ebenfalls in Bahn oder Schiff steigen kann.
Vom See aus hat man noch einmal einen herrlichen Blick auf die Kirche von Ligerz, an der wir am frühen Nachmittag so schön gerastet haben. Nur ich sehe davon nichts, denn ich schlafe schon.
Eigentlich müssten wir heute oben auf dem Chasseral stehen. Der sollte schließlich der Endpunkt dieser Wanderwoche sein. Mal sehen, ob das noch was wird.